Piercing gegen Migräne

Stellungnahme des Verbandes Professioneller Piercer zum Thema Piercing gegen Migräne

Aufgrund der zunehmenden Meldungen über „Kollegen“ welche mit Piercings gegen Migräne werben, haben auch wir als Verband uns diesem Thema angenommen und möchten Stellung zu diesem Phänomen nehmen.

Als Verband haben wir uns verpflichtet Kollegen wie auch Kunden eine möglichst korrekte Aufklärung zu gewährleisten.
Daher haben wir nicht nur Meinungen von Kollegen eingeholt sondern uns auch direkt an Akkupunkturverbände und Ärztegesellschaften gewandt.

Nachfolgend die Stellungnahme der deutschen Ärztegesellschaft für Akkupunktur zu diesem Thema.

„Bei der Ohrakupunktur werden mit dünnsten Nadeln (Durchmesser 0,2 mm oder geringer) über Areale der Hautoberfläche therapeutische Effekte erzielt.

Ohrpiercing führt je nach Lokalisation im ungünstigsten Fall zu einem Verlust des therapeutisch nutzbaren Korrespondenzpunktes (z. B. Auge in der Mitte des Lobulus). Im günstigsten Fall bleiben nach Abklingen der Entzündungsreaktion und Reepithelialisierung des Stichkanals Reste des reflextherapeutischen Punktes erhalten. Dann kann darüber mittels Nadelreiz ggf. noch ein therapeutischer Effekt erzielt werden.

Ein liegender Ohrring kann keinen der Nadelung entsprechenden therapeutischen Reiz auslösen, weil u.a. das auf der Hautoberfläche liegende Behandlungsareal im ungünstigsten Fall zerstört ist.

Unterstellt man Piercing unter Negierung des vorher Gesagten dennoch einen therapeutischen Einfluss, dann ist zu berücksichtigen, dass Piercing einen Dauerreiz darstellt, gegen den der Körper abstumpft. Auch unter diesem Gesichtspunkt ist davon auszugehen, dass Piercing langfristig ohne Wirkung ist.

Infolgedessen ist es aufgrund des medizinischen Sachverhalts ausgesprochen unseriös mit Ohr-Piercing Werbung bzw. therapeutische Versprechungen zu machen.

Abgesehen davon stellt das Vorgehen einen justitiablen Verstoß gegen das Heilpraktikergesetz dar, wonach eine nichtärztliche Heilkunde nur von geprüften Heilpraktikern ausgeübt werden darf.“

Ich hoffe, Ihnen mit dieser Stellungnahme geholfen zu haben, bedanke mich für Ihre Anfrage und den verantwortungsvollen Umgang mit dieser Materie!

Dr. Klaus Trinczek
Leiter des Fortbildungszentrums
Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur
Würmtalstraße 54 81375 München
Tel. 089 – 71 00 511
Fax. 089 – 71 00 525
fz@daegfa.de

Unter professionellen Kollegen hat sich schon seit einiger Zeit Ärger breit gemacht über die Darstellung/Werbung einiger Kollegen, welche angeben sie könnten durch ein Piercing wie beispielsweise das „Daith“ Kunden von Migräne oder anderen Krankheiten befreien.

Wir vertreten einstimmig die Auffassung dass eine kurzfristige Verbesserung von Beschwerden im besten Falle durch einen Placeboeffekt ausgelöst werden kann und nicht von Dauer sein wird.
Akkupunkturpunkte durch ein Piercing dauerhaft zu stimulieren erscheint uns als wenig erfolgversprechend und wir vertreten einstimmig die Meinung dass es überaus unseriös ist, mit der Hoffnung der Menschen auf Besserung zu spielen und durch gezielte Werbung in diesem Bereich Profit zu machen.

Wir bieten unseren Kunden bestmögliche Beratung, Durchführung und Betreuung und möchten uns von solchen Aussagen und Versprechungen deutlich distanzieren.

Professionelle Piercer werden euch (sofern es die anatomischen Gegebenheiten zulassen) jederzeit ein schönes Daith stechen an dem ihr euch lange erfreuen könnt – zur Behandlung von Migräne durch Akkupunktur werden sie euch jedoch ebenso an einen Profi verweisen.

Für Fragen zu diesem und anderen Themen stehen euch die Mitglieder des VPP jederzeit gerne zur Verfügung.

Ein herzliches Dankeschön an Dr. Trinczek und der deutschen Ärztegesellschaft für Akkupunktur für die ausführliche und fachliche Stellungnahme zu diesem Thema.

Ein weiterer Artikel zum Thema

Hier noch ein sehr interessanter Artikel zu diesem Thema in Englisch.
Unter anderem mit der Stellungnahme unserer geschätzten und überaus erfahrenen Kollegin Elayne Angel (Professionelle Piercerin seit 1981 und Autorin der „Piercing Bible“).

Zum Artikel

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