Wir haben so viel im Überfluss und da liegt der Gedanke bei dem Wunsch auf ein neues Piercing nah, den alten Schmuck für den nächsten Termin im Piercing-Studio mitzunehmen, um ihn wiederzuverwerten. Meistens ist der Ersteinsatz-Schmuck länger als der Schmuck, den du später trägst, also liegt er rum.
Der Gedanke durch das alte Schmuckstück möglicherweise auch noch etwas Geld zu sparen, ist da ebenfalls ein Punkt. Bei einigen Studios setzt sich der Preis für ein Piercing aus Servicepauschale und Schmuckstück zusammen, so hast du als Kund*in einen genauen Überblick, wieviel da gespart werden könnte, aber auch bei einem Festpreis gehen die meisten davon aus, dass es etwas günstiger wird.
Allerdings ist der Aufwand ein bereits getragenes Schmuckstück aufzubereiten recht groß und leider bleibt ein Risiko, dass sich in dem Gewinde, dem Design oder möglichen Kerben, welche durch das Tragen im Schmuck entstanden sein können (beispielsweise durch’s Essen, rasieren, Peeling, Kontakt mit Zähnen etc.) Verunreinigungen nicht komplett lösen. Diese können die Abheilung des neuen Piercings gefährden. Es ist wichtig, dass dein Ersteinsatzschmuck die höchste Qualität hat, dazu zählt vor allem eine glatte Oberfläche und gute Verarbeitung des Schmucks, aber auch, dass der Schmuck problemlos und sicher sterilisiert werden kann. Dazu kannst du auch einiges im Artikel über das Anprobieren von Schmuck lesen, wobei auch gesagt werden muss, dass die Reinigung eines Schmuckstücks, welches über einen längeren Zeitraum getragen und trocken gelagert wurde, wesentlich aufwendiger und risikobehafteter ist.
Ein zeitlicher und organisatorischer Aufwand spielt an dieser Stelle ebenfalls eine Rolle. Wenn du dein bereits getragenes Schmuckstück mitbringen würdest, könnte es nicht am gleichen Tag zum Einsetzen genutzt werden. Bei der Sterilisation müssen zuvor einige Schritte durchlaufen werden und das kann nicht im Studioalltag nebenherlaufen, dies würde zusätzliche Kosten verursachen.
Wenn du mit einem Schmuckstück gepierct werden wollen würdest, welches nicht von uns ist, müsste es dafür eine zusätzliche Dokumentation geben. Wir notieren bei jedem Piercing, welches Schmuckstück genutzt wurde, also welche Länge, welche Hersteller*innen, welches Material. Wenn du etwas mitbringst, wissen wir allerdings nicht, was du da genau eingesetzt haben möchtest. Titan ist auch nicht gleich Titan, es gibt Industrietitan und implantierfähiges Titan, Chirurgenstahl darf beispielsweise in Deutschland nur mit bestimmten Legierungen als Ersteinsatz verwendet werden. Ob Titan oder Chirurgenstahl vorliegt, kann von uns getestet werden, die Legierung zu testen ist für uns schlichtweg nicht möglich. Solltest du später Probleme mit deinem Piercing bekommen, könnten wir nie ausschließen, dass diese von deinem bereits getragenen Schmuckstück kommen.
Natürlich passt auch nicht jedes Schmuckstück an jede Stelle. So kann es also sein, dass dein Stab, welcher für dein Helixpiercing perfekt war, für deine Ohrläppchen zu kurz oder für dein neues Bauchnabelpiercing unpassend ist, da sowohl die Form als auch die Maße nicht stimmen.
Auch die Lagerung kann zu Problemen führen. Wir lagern im Studio den Schmuck keimarm, entfernen Produktionsrückstände und sterilisieren vor dem Einsetzen. Leider wissen wir nichts darüber, wie du deinen getragenen Schmuck gelagert hast. Hattest du ihn die letzten Wochen einfach mit deinem Kleingeld im Portemonnaie, wodurch er weitere Schädigungen erlitten hat und sich Keime an Stellen festsetzen, welche nicht mehr entfernt werden können? Handelt es sich bei dem Schmuck, den du mitgebracht hast, um deinen oder möglicherweise um den deine*r Freund*in?
Um all diese Risiken auf zu minimieren, verzichten wir komplett darauf, bereits getragenen Schmuck in ein frisches Piercing einzusetzen (und setzen dir auch nur deinen eigenen getragenen Schmuck bei abgeheilten Piercings ein).
Allerdings kann es auch Zwischenlösungen geben. Du hast noch einen deiner Lieblingsaufsätze zu Hause, welchen du eigentlich perfekt für diese Stelle fandest? Reinige den Aufsatz gründlich (das kannst du beispielsweise in einem milden Seifenbad machen und dann Rückstände mit einer Baby-Zahnbürste entfernen oder nutze ein Ultraschallgerät) und warte bis dein Piercing soweit verheilt ist, dass auf dieses Schmuckstück gewechselt werden kann. Für die Übergangszeit kannst du dir einfach eine kostengünstige Kugel oder Disk aussuchen. Lass den ersten Wechsel am besten von dein*er Piercer*in durchführen!